Aus der Sächsischen Zeitung vom 26.05.2023

Bischofswerda: Barbara Beger öffnet ihr Freiluftatelier

von Miriam Schönbach

Sie illustriert Kinderbücher, malt melancholische Engel und weite Meeres-Landschaften: Bei der Aktion „Kunst:offen“ gibt die Künstlerin Einblick in ihr Schaffen; und nicht nur sie.

Bischofswerda. Fröhlich pafft der Hirte dicke Wolkenschafe in den Himmel. Das kleinste dieser Flauschbällchen ruht sich im Hirtentäschel-Bett aus. Andere der possierlichen Figuren stoßen sich fast den Kopf am Himmelsrand. „Normalerweise hängt dieses Bild im Schlafzimmer meiner Spatzengruppe in der Kita in Großröhrsdorf“, sagt Barbara Beger. Doch für ihre Garten-Galerie zur Aktion „Kunst:offen“ hat die Bischofswerdaerin die Fröhlichkeit aus Sperrholz bei den Kindern ausgeliehen.

Am langen Pfingstwochenende zeigt sie in Bischofswerda in ihrem Refugium unter freiem Himmel ihre Arbeiten von farbgewaltigen Acryl-Bildern über filigranen Holzschnitte bis hin zu Illustrationen mit Augenzwinkern.

Barbara Beger setzt sich auf eine Bank. Der Pfarrgarten in der Pfarrgasse 10 grünt üppig. „Ich liebe die Natur, den Duft nach Bäumen, das Vogelgezwitscher, die sinnlichen Eindrücke. Es ist ein Ausgleich zu meinem Beruf als Erzieherin“, sagt sie und lässt den Blick schweifen. Mehr als 25 Jahre lebt die gebürtige Leipzigerin in Bischofswerda.

Ihre Leidenschaft ist schon immer die Kunst, die Malerei, die Grafik, das Beobachten von Menschen und Situationen. In der Schule sorgte sie für Karikaturen ihrer Mitschüler, vielleicht auch der Lehrer. Und für ihren Traum vom Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst nimmt sie auch manchen Umweg in Kauf. In der Oberlausitz ist sie heute eine der vielseitigsten Künstlerinnen – Malerin, Grafikerin, Holzschneidekünstlerin und Buchillustratorin.

Wasser übt eine Faszination auf die Malerin aus

Sie verschwindet kurz nach drinnen. Das Treppenhaus dient ihr als Galerie. An den hohen Wänden treffen schaukelnde Großmütter auf melancholische Engel, große Wellen auf kleine Segelboote, grobe Holzschnitte wechseln sich mit filigranen Bleistiftzeichnungen ab.

Das Wasser aber scheint auf die Malerin eine besondere Faszination auszuüben. „Ich bin gern am Meer, kann stundenlang in die Ferne schauen. Die Weite fasziniert mich und weckt eine Reisesehnsucht“, sagt sie und holt ein Bild. Auf Aquamarinblau, mal schwächer, mal stärker auf die Leinwand gebracht, stehen unter einem Sommerhimmel sechs Segelboote im Wind.

An diesem Nachmittag verhängen graue Wolken den Schiebocker Himmel. Barbara Beger reist in Gedanken mehr als drei Jahrzehnte zurück. Ein bisschen Melancholie ist dabei. Sie lernt nach der Schule Maschinenbauzeichnerin, arbeitet fünf Jahre in einem Leipziger Fachbuchverlag und belegt nebenbei noch einen dreijährigen Vorbereitungskurs an der Abendakademie für die Leipziger Kunsthochschule.

„Es gab fünf Studienplätze. Ich wollte dieses Studium wirklich. Man lernt das Handwerk, alle Drucktechniken, das Zeichnen von der Pieke auf“, sagt die Künstlerin. Schon bald spürt sie, dass die Holzschnitt-Werkstatt sie besonders anzieht. Das Material und seine Struktur faszinieren sie. „Durch den Geruch habe ich gespürt: Hier bin ich zu Hause.“

Als dreifache Mutter Ausbildung zur Erzieherin absolviert

Barbara Beger schaut wieder auf die Segelboote im Aquamarin. Sie liebt die Abwechslung, das Ausprobieren, das Neuanfangen. „Ich möchte offen bleiben, hören, wie es den Menschen geht. Zuhören ist genauso wichtig wie reden“, sagt die Schiebockerin. Für die Ausbildung zur Erzieherin hat sie sich als Mutter von drei Kindern nochmals auf die Schulbank gesetzt. Die Kunst und die Mädchen und Jungen in der Kita sind inzwischen jeweils ein wichtiger Teil von ihr. Einem großen, kleinen Publikum ist die Grafikerin durch ihre Zeichnungen für die sorbische Kinderzeitschrift „Płomjo“ bekannt.

Galerie im Grünen heißt es am Pfingstwochenende bei Barbara Beger. Ihr Motto: „Abheben und Kunst genießen“. Dazu verspricht sie Livemusik und gute Gespräche.